An den Spielregeln des Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) vom letzten Jahr kann es nicht liegen. Sie haben den Arbeitnehmern zum Jahreswechsel 2019 eine positive Ereigniskarte beschert. Mitarbeiter, der einen Teil seines Gehalts als Entgeltumwandlung neu in die betriebliche Altersvorsorge (bAV) investiert, dem schießt der Arbeitgeber noch einmal mindestens 15 Prozent des Monatsbeitrags dazu.
Doch am Spieltisch herrscht alles andere als reges Treiben. Die Beschäftigten lassen ihr Blatt weitgehend unberührt liegen, die Chefs im Mittelstand zaudern ebenfalls und wollen lieber bei Gelegenheit erst einmal die Spielanleitung studieren.
Der Schwarze Peter liegt bei allen
Die verhaltene Entwicklung bei der betrieblichen Altersvorsorge ist durchaus überraschend. Dem politischen Ziel, neben der gesetzlichen Rente zum privaten Ausbau weiterer Vorsorgesäulen zu animieren, ist man kaum nähergekommen. Auch das Zaudern der Beschäftigten, gezielt für das eigene Rentenalter betrieblich vorzusorgen, ist auf den ersten Blick kaum nachzuvollziehen.
Dabei hat gerade das Deutsche Institut der Wirtschaftsforschung DIW vor sinkendem Rentenniveau und erhöhter Altersarmut gewarnt. Sinkt das Rentenniveau wie erwartet von heute 48 Prozent auf etwa 43 Prozent im Jahr 2045, steigt die Armutsrisikoquote bei Älteren um bis zu 20 Prozent, rechnet das DIW vor. Zu den wichtigsten Karten, die nun laut der Forscher ausgespielt werden sollten, gehört die betriebliche Altersvorsorge.
Die Erkenntnis ist alles andere als neu. „Doch anscheinend haben die Spieler das Spiel nicht verstanden“, spitzt Tobias Bailer, geschäftsführender Gesellschafter des Vorsorge-Spezialisten pension solutions group zu. Zwar ist die Rente mit den Schlagworten Mütterrente, Grundrente, Extrarente und weiteren Rentenideen mehr in aller Munde. „Doch der zwingend nächste Schritt bleibt aus“, so Marktkenner Tobias Bailer.
Die Jungen sehen zwar den Bedarf, winken aber bei der Informationsflut ab. Mittelständler trauen sich nicht, ihr Blatt auszuspielen, um die Arbeitgebermarke zu stärken und Fachkräfte zu binden. Es kann aber auch sein, analysiert Tobias Bailer kritisch mit Blick auf die Branche, dass die Angebote teils zu abschluss- und zu wenig kundenorientiert sind. Verstehen und erleben die Arbeitnehmer ihre Chancen nicht oder fürchten Mittelständler mehr Komplexität und Mehraufwand als Vorteile durch eine bAV-Lösung, hat die Branche „mindestens unverständlich kommuniziert“. Bei beratungsinteressierten KMUs „kann man nicht als Spielleiter auftreten und sagen, wie es geht. Bestenfalls sind wir Spielmacher, aber dann müssen wir auch das Spiel machen.“
Die differenzierte Marktsituation
Die gerade viel zitierte Generali bAV-Studie: `Mittelstand beginnt, die Chancen des BRSG umzusetzen`, zeigt vor allem eines – der Markt ist gespalten. Zwar hat sich der Anteil der Unternehmen, die im Rahmen des BRSG ihr bAV-Spektrum ausbauen wollen auf nahezu 50 Prozent verdoppelt. Gleichwohl handelt es sich um Absichtserklärungen und nicht um Erfolgsmeldungen.
„An allen Ecken fällt auf, dass wir individueller werden müssen“, führt Tobias Bailer weiter aus. Mittelständler erwarten eine maßgeschneiderte Lösung, die von den Arbeitnehmern akzeptiert wird. Gleichzeitig soll die Lösung eine digitale Entlastung für operative und kommunikative Anliegen sein und damit die Komplexität reduzieren. Aber auch die Beschäftigten sind alles andere als eine homogene Gruppe. So ist mit Fokus auf das Lohngefüge gerade für niedrigere Einkommensgruppen eine bAV recht interessant. Bei fondbasierten Modellen ist die Argumentation ebenfalls unterschiedlich, weil nur eine längere Laufzeit die üblichen Schwankungen nivelliert. Man muss die bAV-Informationen auch für weibliche und männliche Beschäftigte anpassen, nach wie fällt die Altersvorsorge von Frauen deutlich schwächer aus.
Konzerne scheinen viel erfahrener beim Umgang mit einer heterogenen Belegschaft zu sein. Je kleiner ein Unternehmen ist, selbst in der Größenordnung 100 bis 1.000 Mitarbeitern, desto weniger Mitarbeiter vertrauen auf die Vorteile einer bAV. Im Schnitt ist hier nur grob jeder Zweite mit dabei, obwohl fast alle Arbeitgeber ein bAV-Paket anbieten. Bei KMUs mit weniger als 99 Arbeitnehmern, weisen eine weiter fallende Quote auf.
Individualisierte Beratung
Vor diesem Hintergrund mahnt Tobias Bailer, die individuelle Beratung nicht nur als Lippenbekenntnis zu interpretieren. Die pension solutions group, die diesen Anspruch auch mit Leben erfüllt, stößt bei Mittelständlern auf offene Türen. Am Ende verhelfen auch Kleinigkeiten, wie ein dauerhaft persönlicher Ansprechpartner, zu mehr Vertrauen und Erfolg. Hinzu kommt ein mehrstufiger Informations- und Beratungsprozess, der durch digitale Angebote entlastet, aber jederzeit eine Tür zum persönlichen Nachfragen offenlässt.
Auf diese Form der individualisierten Beratung reagieren die Kunden positiv. Die Arbeitnehmer entscheiden sich in diesem Kontext häufiger für eine eigene bAV, weil sie die Vorteile verstehen, berichtet Tobias Bailer von seinen Erfahrungen. Auch die Personalabteilungen erkennen, dass sie mit einer individuellen Lösung künftig bei den Verwaltungsprozessen entlastet werden.
Die verrutschten Rahmenbedingungen
Dass die Politik einerseits die private und betriebliche Altersvorsorge stärken will, ist ein guter Impuls. Dass sie sich andererseits zum Beispiel mit der Reform der Doppelverbeitragung im Rentenalter so schwertut, bremst die gewünschte Entwicklung aus. Tobias Bailer versteht diese Hürde eher als Ansporn: „Unsere Produkte und Lösungen sind gut, wir können das Spiel machen, wenn wir es richtig rüberbringen.“
Quelle: pension solutions group Bildnachweis: iStock – Elitsa Deykova